Transformation als Zukunftssicherung
im Interview mit Tobias Zirwes: Wie ein internationaler Chemikalienhersteller im Transformationsprozess eine signifikante Wertsteigerung erreichte
OQ Chemicals, ehemals Oxea, ist ein international tätiger Hersteller von oxo Chemikalien mit sechs Standorten weltweit und rund 1.400 Mitarbeitern. OQ Chemicals hat in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Transformationsprozess durchlaufen, den wir von Conor Troy Consulting mit dem Effizienzprogramm Oxolution am Standort Oberhausen begleiten durften. Das Programm fokussierte sich gezielt auf die folgenden vier Bausteine: 1.) Sicherheitskultur verbessern, 2.) Instandhaltungsprozesse optimieren, 3.) Prozessoptimierungen/Digitalisierung, 4.) Organisation. Tobias Zirwes, Senior Berater, hat diesen Prozess von CTC-Seite aus begleitet.
Herr Zirwes, der Startschuss von „Oxolution“ war bereits im Jahr 2019. Welchen Einfluss hat die Pandemie auf den Transformationsprozess bei OQ genommen?
Ich würde sagen, rückblickend gesehen, hat die Herausforderung dem Projekt gut getan. Da die Geschwindigkeit zwischendurch notgedrungen etwas gedrosselt wurde, konnte sich der Blick auf das Wesentliche schärfen und wir konnten, nach entsprechenden Lernphasen, weiter gezielt an der Umsetzung arbeiten. Insgesamt ist das Programm in den vergangenen zwei Jahren weiter erfolgreich vorangeschritten.
Das Effizienzprogramm „Oxolution“ ist eine Maßnahme zur Erhöhung der Produktivität und der Effizienz und hat die Zukunftsicherung des Standortes Oberhausen zum Ziel. Was ist in einem Projekt solchen Ausmaßes ihrer Meinung nach für den Erfolg essentiell?
Unser Fokus liegt generell auf der Einbindung aller Mitarbeiter. Aus unserer Sicht ist es für den Erfolg eines solchen Prozesses unabdingbar, dass Führungskräfte und Mitarbeiter in einem Boot sitzen. Das bedeutet neben Transparenz auch Kommunikation und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Nur wenn Führungskräfte und Mitarbeiter Hand in Hand arbeiten, können solche Prozesse für alle Parteien zufriedenstellend durchgeführt werden. Mitarbeiter sind die Basis eines Unternehmens, sie tragen das Geschäft, sie sind letztendlich ausschlaggebend dafür, ob das Ziel, das die Führung ausgerufen hat, auch erreicht wird. Viele Führungskräfte lassen diesen Aspekt unberücksichtigt. Aus unserer Sicht ein eklatanter Fehler. In der Zusammenarbeit mit OQ Chemicals haben wir dagegen Führungskräften und Mitarbeiter im Teamwork erlebt. Dabei geht es nicht darum, dass Veränderungen immer reibungslos verlaufen. Wichtig ist die richtige Einstellung der Führung. Es geht dabei auch darum, dass jedem Einzelnen im Unternehmen seine Rolle und sein Beitrag an der Erreichung des Ziels bewusst ist und dass die Transformationspozesse auf allen Ebenen verankert werden. Die Mitarbeiter bei OQ Chemicals haben Hand in Hand gearbeitet, was zum Erfolg des Transformationsprozesses beigetragen und unsere Arbeit enorm vorangebracht hat. Naturgemäß fällt das in einigen Unternehmensbereichen leichter als in anderen.
Abseits von OQ Chemicals, welche weiteren Erfolgsfaktoren gibt es aus Ihrer Sicht für das Gelingen von Transformationsprozessen?
Generell kann gesagt werden, dass ein hierarchieübergreifender Zusammenhalt in der Belegschaft für Transformationsprozesse unbezahlbar ist und diese unglaublich trägt. Natürlich läuft auch mit bester Absicht während eines solchen Prozesses nicht immer alles rund, aber wenn Führungskräfte und Mitarbeiter sich gegenseitig das Vertrauen entgegen bringen alle Herausforderungen bestmöglich zu lösen, stellt das eine klare Bereicherung für die gesamte Unternehmung dar.
Auch die Mitarbeitermotivation ist immer wieder ein großes Thema in Transformationsprozessen. Was haben Sie aus Ihrer bisherigen Beratungserfahrung hier als generelles Learning aus den verschiedenen Projekten mitnehmen können?
In vielen Unternehmen begegnet uns das Thema Überlastung. Das Aufgabenspektrum wird breiter, die Arbeitslast größer, aber selten werden Aufgaben herausgenommen. Salopp gesagt finden wir im Gespräch mit Mitarbeiter oft die Situation vor, dass diese vor einem Berg Arbeit stehen und sie keine Priorisierung vornehmen können. Dies lässt die Arbeit als massiven Berg erscheinen, der scheinbar nicht zu bewältigen ist, was dauerhaft auch die Motiviertesten demotiviert. Hier lohnt sich der Blick zum Spitzensport. Eine der größten Herausforderung dort ist die Einhaltung der Ruhephase. Denn ohne Regeneration kann es keine Hochleistung geben. Dies gilt aber nicht nur für Topathleten. Wir erleben bei unseren Kunden immer wieder, dass diese auf einen Stamm höchst motivierter Mitarbeiter bauen können. Wir sehen es als Aufgabe der Führungskraft, darauf zu achten, dass diese durch effiziente Entscheidungsprozesse, eine effektive Aufgabenpriorisierung und eine optimale Synchronisation zu den umliegenden Abteilungen Ressourcen schonend und ausgleichend eingebunden und be- bzw. entlastet werden. So kann sichergestellt werden, dass die Leistungsträger das Unternehmen mit hoher Eigenmotivation durch Projekte tragen, diese aber dennoch motiviert bleiben und auch die Gesundheit der Mitarbeiter nicht angegriffen wird. Denn dauerhafte Höchstleistung ist nur dort möglich, wo auch eine Möglichkeit für regelmäßige Regeneration besteht. Und hier sehe ich Führung ganz klar in der Verantwortung.
Aus diesem Grundgedanken heraus haben wir bei Conor Troy Consulting auch unsere Veranstaltung „Lean Challenge“ entwickelt. Führungskräfte belohnen hier ihre besten Mitarbeiter mit einer Teilnahme, nehmen aber auch selbst teil. Wie Sie bemerken, wird auch hier wieder der Gedanke des oben genannten hierarchieübergreifenden Zusammenhalts, aufgegriffen. Die gesamte Veranstaltung steht dabei unter dem Gedanken „Lernen vom Spitzensport“. Führungskräfte aus ganz Deutschland nehmen hier gemeinsam mit ihren Teams teil und lernen sowohl aus der Praxis der Prozessindustrie wie aus der Welt der Top-Athleten. Der firmen- und hierarchieübergreifende Charakter der Veranstaltung ist eine gute Möglichkeit für Entscheider ihren Mitarbeitern Wertschätzung entgegenzubringen.